In der dreiundsechzigsten Episode unseres teuflisch-guten Medien-Podcasts „Voll in die Presse“ lesen wir wieder in Stammbesetzung das Internet vor. Wir bleiben am heißen Thema Schachbetrug dran: Wo kann man Schachcomputer körpernah verstecken? Und können Menschen spielen wie Deep Blues Enkel? Dabei schlürfen wir sonderbares Bier aus Portugal und wundern uns über Altbier aus Oklahoma. Außerdem machen bei uns untote Inder öffentlich Party zum Beweis ihrer Lebendigkeit. Und anderswo basteln findige Japaner an solarbetriebenen Schaben-Cyborgs. Mit Fernbedienung natürlich.
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Geschirrspül-Gefängnis und Porsche-Peinlichkeit
Gefangen von einem ordinären Haushaltsgerät: Eine Frau aus Lörrach saß plötzlich auf ungewöhnliche Weise in ihrer Wohnung fest. Der Geschirrspüler hatte sich nach getaner Arbeit automatisch geöffnet. Aufgrund ungünstiger architektonischer Verhältnisse blockierte er damit die zur Küche öffnende Badezimmertür. Im fensterlosen Bad gefangen musste schließlich die Feuerwehr anrücken – immerhin erfolgreich. Von den kleinen Sorgen des Alltags bleiben auch zahlungskräftige Sportwagenfahrer nicht verschont. Der Porsche ist nach einem Unfall in der Werkstatt, die Familie beansprucht den Fuhrpark und das letzte verbleibende Auto ist eine Möhre? Unzumutbar, da muss ein Ersatzwagen her! So klagte jedenfalls ein Porschebesitzer, und dies auch vor Gericht. Obwohl er vier weitere Autos sein Eigen nennt, verlangte er vom Unfallgegner eine Nutzungsentschädigung. Das amtliche Ergebnis: Für den Alltag reicht auch ein normales Auto. Das eingeschränkte Fahrvergnügen sei ein immaterieller Schaden, der nicht ersetzt werden müsse.
Satansbraut und Expressionistenschwein
Ein katholischer Bischof legte sein Amt nieder, nachdem er seine späte Liebe fand – ausgerechnet bei einer Autorin satanischer Erotikliteratur. Der spanische Geistliche, als Hardliner bekannt, vertritt sehr konservative Ansichten und hat auch schon die eine oder andere Teufelsaustreibung durchgeführt. Seine neue Angebetete wiederum schreibt über Satanismus, Sadismus und Lust. Kein Wunder, dass die ehemaligen Kollegen dem verliebten Ex-Bischof nun vorwerfen, selbst von Dämonen besessen zu sein. Zwar nicht vor dem Teufel, doch immerhin vor dem Schlachthof gerettet findet sich ein Schwein auf einem südafrikanischen Gnadenhof wieder. Als Hobbykünstler malt es dort expressionistische Bilder – mit großem Erfolg. Unter dem passenden Künstlernamen Pigcasso darf sich das Tier auf einer leeren Leinwand austoben. Inzwischen brachte es Pigcasso mit einem besonders teuer verkaufen Bild sogar zu einem Weltrekord – für das teuerste Werk eines nichtmenschlichen Künstlers.
Ebay-U-Bahn und Milliarden-Trauer
Schick und individuell wollte man es 1972 in San Francisco haben und ließ speziell für das (damals) neue Nahverkehrssystem erdachte Stadtbahnen bauen. Maßgefertigte Teile und eine eigens entwickelte Software sollten ein neues ÖPNV-Zeitalter einläuten. Doch inzwischen wird genau das zum Problem: Die meisten Wagen sind noch in Betrieb, doch die Software lässt sich nur mit steinalten Laptops verwalten und emsige Angestellte fahnden nach geeigneten Ersatzteilen auf Ebay. Immerhin sind Nachfolger in Aussicht – mit standardisierten Teilen und Software. Auch in Großbritannien endet eine lange Dienstzeit. Die Queen fährt in die Gruft und alle fahren mit! Ach nein, alle schauen zu. Oder doch nicht? Wenigstens die halbe Welt? Das wären immerhin 4,1 Milliarden Zuschauer. Genau diese Zahl begann sich weltweit in Medien zu verbreiten – Quelle: „Medienberichte“, „Experten“, „Schätzungen“. Doch wo kommt sie her? Bei Übermedien machten sie sich auf die Suche und fanden heraus, dass die Zahl von einer argentinischen Bloggerin in den Raum geworfen wurde. Da stand sie nun und verbreitete sich schneller als Hausaufgaben im Schulbus. Und woher kam nun die Zahl? Tja, eine Schätzung auf Basis „von ähnlichen Ereignissen in der Vergangenheit“. Man könnte auch sagen: ausgedacht.
Über diesen Podcast
„Voll in die Presse“ ist der Medienspiegel-Podcast über herrlich schräge Meldungen, Berichte und Social-Media-Posts. Ob nun kurios, peinlich oder einfach nur verrückt, wir sprechen darüber. Dabei geht es nicht nur um die Meldung als solche sondern vor allem auch um die Geschichte dahinter, manchmal sogar um das große Ganze. Vieles ist auf den ersten Blick lustig, manches stimmt auf den zweiten Blick aber vielleicht auch nachdenklich. Auf jeden Fall bietet die Medienwelt unzählige Gelegenheiten für eine angeregte Unterhaltung.
Damit es dabei nicht zu trocken zugeht, gibt es parallel zum Gequatsche eine exquisite „Bottle-Party“. Das heißt konkret, jeder Mitstreiter bringt ein Getränk seiner Wahl mit zur Sendung und wir verkosten dieses während wir unsere Presse-Fundstücke diskutieren. So bekommt der Name „Voll in die Presse“ eine ganz neue Bedeutung. Aufgenommen wird das Ganze im Benanza-Bus, unserem fahrenden Ton-Studio. Das literarische Quartett besteht aus den Herren Sammer, Prollo Ferrari, Beef Rogers und dem Gastgeber Ben Cartwright.
VIDP#63 – Die Artikel
Sport.de: Erdrückende Beweise im Schach-Skandal veröffentlicht
Spiegel: Schachweltmeister Carlsen sorgt für nächsten Eklat
Spiegel: Autonomer Geschirrspüler sperrt 22-Jährige in Bad ein
Spiegel: Porsche-Besitzer hält Fahrt im Mittelklasseauto zur Arbeit für unzumutbar
Irish Post: Catholic bishop resigns after falling in love with Satanic erotic fiction novelist
SZ: Schwein Pigcasso malt in expressionistischem Stil
T3n: Komplett veraltet: Diese U-Bahn läuft nur dank Windows 98 und Ebay
Bild: US-Boys besser als Düsseldorfer Brauereien: Woher können die Altbier?
N-TV: Ferngesteuerte Schaben: Japaner bauen Insekten-Cyborg mit Solarantrieb
SZ: Queen-Trauerfeier im Fernsehen: Die halbe Welt
Übermedien: 4,1 Milliarden Zuschauer oder halt irgendeine andere ausgedachte Zahl
Spiegel: Autorin von »Wie man seinen Ehemann tötet« wegen Mordes an Ehemann verurteilt
Express: „Ich lebe“: Für tot erklärter 102-Jähriger macht Party vor Behörde
VIDP#63 – Die Getränke
Bundaberg Ginger Brew
Bundaberg Blood Orange Brew
Sagres Preta
Gaffel Sonnen Hopfen
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