Hicks, genau, es geht heute wirklich um besoffene Killer-Schweine. Und das Ganze im doch eher unwahrscheinlichen dänisch-japanisch-norwegisch-russischen Weltall. Glaubt ihr nicht? Na dann gebt euch einfach die wilde Mischung dieser „Trailerpark News“. Jeder Steifen ist vom Feinsten. Jeder auf seine Art ein Meisterwerk seines jeweiligen Genres – ein Fest für Gaumenschmauser!
Der Rausch
Mads Mikkelsen ist ein von Beruf und Familie gelangweilter Geschichtslehrer. Bei einem Dinner mit seinen Kollegen (drei ebenfalls eher zielbefreit durchs Leben stolpernde Hobby-Philosophen) kommt der Bande eine Idee / Erkenntnis: Menschen haben grundsätzlich 0,5 Promille Alkohol ZU WENIG im Blut, sind deshalb feige, lahmarschig und unkreativ … also Experiment: Nur während der Arbeit (also bis spätestens 18 Uhr!) soll dieser Pegel erreicht und gehalten werden. Und siehe da, et läuft! Natürlich läuft es weiter und darauf hinaus, dass der Konsum der Alkoholika (hauptsächlich Schnappes) aus dem Ruder läuft … Amüsant, brachial komisch, todtraurig, nachdenklich machend, nie übertrieben oder platt. Als Bonbon gibt es ein Ende ohne erhobenen Zeigefinger oder moralinsaure Läuterungen – ein Meisterwerk, zurecht prämiert mit dem Auslands-Oscar 2021!
Helden der Wahrscheinlichkeit
Mads Mikkelsen ist ein Elitesoldat stationiert in Irgendwodistan, als er erfährt, dass seine Frau bei einem Zugunglück ums Leben gekommen ist. Zurück in der Heimat ist der wortkarge harte Hund mit seiner traumatisierten Teenie-Tochter und drei kauzigen Wissenschaftlern konfrontiert, die dieses Zugunglück nach allen Regeln der Stochastik eben nicht als Unglück sondern als Mordanschlag ausgerechnet haben. Verantwortlich scheint eine skrupellose Motorrad-Gang à la „Sons Of Anarchy“, so weit das grobe Setting. Was aber allumfassend abläuft, ist kaum zu beschreiben: Trauer-Drama, Slapstick-Komödie, Action-Thriller, Weihnachts-Märchen und und und. Mehr Genres, völlig krude Figuren (Emmenthaler – ich brech ab!), brutalst abgemetzelte Biker, wirklich schlaue Lebensweisheiten und Fremdschäm-Situationen geht in knapp zwei Stunden nicht. In jeder Disziplin ein absolutes Meisterwerk. Der Film des Jahres forever!
Pig
Nicolas Cage ist ein Waldschrat (mit Vergangenheit, die sich im Laufe immer deutlicher offenbart). Sein bester Freund ist ein Trüffelschwein. Als dieses brutal entführt wird, macht sich der „Öhi“ zusammen mit seinem prollig-piekfeinen Trüffelhändler auf den Weg in die Stadt Portland, um dieses zu retten. Dort wartet eine Gastro-Unter-/Parallelwelt, die vor nichts zurückschreckt, um ihre Ziele mit allen Mitteln durchzusetzen … klingt alles weird und ein wenig nach John Wick. Ist aber eher das Gegenteil und kreiert eine mehrbödiges Storywelt nur mit ein paar Blicken und Settings: „Fight Club“ meets „Ratatouille“, Mythos meets Michelin-Sterne, Schweinefreund meets Menschenfeind. Kaum zu begreifen und zu beschreiben. Ein Erlebnis, eine Wohltat, feinfühlig und leise. Ein perfektes langweiliges Gedicht garniert mit einem bockstarken Nic Cage in absoluter Höchstform. Eigentlich ein Skandal, dass es dafür keine Oscar-Nominierung gab (völlig ernst gemeint)! Das Ding wirkt noch lange nach und hat Potential für mindestens fünf Spin-Off-Serien. Aber bitte nicht machen – der Film steht für sich und ist genau so ein Meisterwerk.
The Trip
Gefrusteter und nicht besonders heller TV-Soap-Regisseur fährt mit seiner ebenfalls gefrusteten und erfolglosen Schauspielerin-Gattin übers Wochenende zur abgelegenen Hütte am See (spielt in Norwegen, also mal so richtig abgelegen). Im Gepäck reist der Plan, die Olle abzumurksen um die Lebensversicherungskohle einzusacken. Dumm nur, dass die Gattin mit dem Ollen das Gleiche vorhat. Ebenfalls dumm ist, dass der zum Mord-Gehilfen beförderte Gärtner auch zu dumm zum Schuhezubinden ist, und dazu noch drei Gefängnisausbrecher (fettes schmieriges Serienmörder-Mastermind, depperter Muskel-Nazi mit Verdauungsproblemen, psychotischer Kannibale mit Analfixierung) in dieses Setting platzen. Alter Falter, hier wird nicht gekleckert, hier wird durchgeklotzt! Alles ist „a little bit over the top“ und etwas dämlicher als erwartet. Zugleich aber brutalst komisch und brutalst brutal. Ein fieser Alptraum und gleichzeitig eine Achterbahnfahrt der Absurditäten: zum Ablachen – Masterpiece from Nordkap!
Onibaba – Die Töterinnen
Japan im Mittelalter. Krieg zwischen irgendwelchen Königen und irgendwelchen Samurais, irgendwo hinter dem Berg. Fast alle Männer sind tot oder vermisst. Zwei Damen (Schwiegermutter und -tochter) besorgen den Übrigen das Übrige. Denn ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit dem Meucheln Durchreisender und dem Verticken ihres Hab und Guts (der blödsinnige deutsche Untertitel sagt es ja quasi schon, Himmelherrschaftszeiten!). Doch eines Tages taucht der Buddy des Sohnes/Mannes wieder auft und berichtet von den Gräuel des Krieges. Ein Krieger mit Teufelsmaske bringt das Grauen – oder ist es ein Teufel mit Kriegsmaskierung!? Unfassbar stimmungsgewaltig und trotz schwarz/weiß visuell überragend. Gier + Wahnsinn + Kriegstraumata + nackter Überlebenswille + Lust + Verrohung im maximalen Ausmaß = Meisterwerk!
Kin-dza-dza!
Sowjetunion, Moskau, 80er Jahre: Zwei Passanten (Normalo der gerade Einkaufen geht, Studentekopp mit ’ner Geige) treffen zufällig einen Obdachlosen, der behauptet ein Außerirdischer zu sein. Er fragt, ob man ihm helfen könne, nach Hause zu kommen. Eine „Unachtsamkeit“ führt dazu, dass die beiden Russen plötzlich in einer Wüste stehen – scheint der Penner doch nicht ganz Unrecht gehabt zu haben! Kurz darauf erscheint ein ominöses schrottiges Flugobjekt in Eiform mit zwei abgetakelten Weirdos inside. Unsere Gebeamten versuchen durch den Handel mit Streichhölzern („Ketse“) einen „Gravitsappa“ zu bekommen, der sie wieder nach Hause bringen könnte. Doch die Bewohner dieses Planeten sind trotz eingeschränktem Wortschatz („Ku!“) gewieft und nicht so wirklich umgänglich …
Leute, das ist mit Abstand der krudeste Scheiß ever. Und ich dachte, ich hätte alles Krude und Scheißige schon gesehen. Über zwei Stunden Russisch mit Untertiteln im Ping-Pong mit „Ku!“ macht schnell Matsch in der Birne. Aber irgendwie kann man dem zum Teil brüllend komischen Treiben nicht böse sein. Allerdings muss man sich eine sehr wichtig Frage stellen: Wie kommt man auf so eine meisterhafte Gehirnsülze!?!? Ich will das Zeug auch haben!!!!
Ihr Lieben, dem ist nichts Hinzuzufügen. Gehabt Euch wohl und esst mehr Kohl (gab’s hier gestern, und man merkt’s / riecht’s im näheren Umkreis …)!
Euer Hank Frank Schrader
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Titelfoto: Kenneth Schipper Vera / Unsplash
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