Mit freundlichen Grüßen aus Bochum-Wattenscheid lud die legendäre Punk-Band „Die Kassierer“ zum Gastspiel nach Köln-Deutz. Und die Fans ließen sich die Gelegenheit zum kollektiven Vollrausch nicht entgehen. Die alte Essigfabrik am Deutzer Hafen war restlos ausverkauft. Natürlich wusste ich, was mich an lyrischen Ergüssen auf einem Konzert der Kassierer erwarten würde – und wollte es trotzdem (oder gerade deshalb) sehen.
Bühne frei für die „Pimmel-Polizei“
Kaum auf dem Gelände angekommen schallten uns schon Sprechchöre à la „Mach‘ die Titten frei“ entgegen. Dann ging es hinein, um Bier zu verhaften und die Vorband „AGRESSIVE“ anzuschauen. Dabei handelte es sich ebenfalls um eine Punk-Band aus dem Ruhrpott, in deren Spielpausen es aus dem Zuschauerraum immer „Arbeit is‘ Scheiße“ tönte.
Nach einer längeren Umbaupause kam die „Pimmel-Polizei“ auf die Bühne, genauer gesagt ein Typ, der lediglich mit einem (natürlich offenen) Mantel und einer Dienstmütze bekleidet war. Vielleicht trug er noch Schuhe, aber das konnte man nicht so genau sehen. Mit den Worten „Achtung, Achtung, hier spricht die Pimmel-Polizei“ kündigte er die „mächtigen Kassierer“ an, die sogleich mit standesgemäßen „Ausziehen“-Rufen vom Publikum begrüßt wurden. Gesagt, getan: Sänger Wolfi entblößte, kaum auf der Bühne angekommen, seinen beachtlichen Bauch und legte los.
Frauen mit Gliederschmerzen
Die Band gab viele Klassiker zum Besten, wie „Blumenkohl am Pillemann“, „Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ und „Mein schöner Hodensack“ oder „Besoffen sein“, „Ich töte meinen Nachbarn und verprügel‘ seine Leiche“ und „Außenbordmotor“. Die in jeder Hinsicht rappelvolle Essigfabrik wusste das zu feiern. Es gab Moshpits bis in die hintersten Ecken. Irgendwann hatte auch der Drummer keine Hose mehr an. Ein Fan aus dem verschwitzten Publikum enterte die Bühne und ließ gleich mal alle Hüllen fallen. Zu unserem Erstaunen waren sogar einige textsichere Frauen anwesend, die lauthals „Ha, He, mein Penis der tut weh“ mitgrölten.
Das Bier floss in Strömen, auch auf den Boden. Wer auf diesen fiel, dem wurde umgehend aufgeholfen. Dem Anschein nach waren mein Kumpel Stefan und ich gegen Ende des Spektakels die einzigen Nüchternen im Saal. Während die Meute weiter schwitzend und pupsend nach einer Zugabe verlangte, entschieden wir uns daher den Abend woanders ausklingen zu lassen. Alles in allem war das Konzert zwar irgendwie lustig, aber falls ich da noch einmal reingerate, muss ich definitiv mehr Bier trinken.
Titelbild: Konzert in der Essigfabrik, Köln-Deutz (Symbolfoto), Markus Felix / PushingPixels. Lizensiert unter Creative Commons, CC BY-SA 3.0 (Quelle: Wikipedia.de).
Die Kassierer – Live in Köln
23. November 2019
Essigfabrik, Deutzer Hafen
ca. 800 Zuschauer (ausverkauft)
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